Ein Beispiel für vorbildlichen Naturschutz, aber
kaum Schutz des Madeira-Sturmvogels
Die ersten Schutzprojekte im Vogelschutz reichen rund 30 Jahre zurück und sind auch heute noch erfolgreich. Autoritäten und Privatinitiativen setzten und setzen Zeichen. Eine mutige Regierung macht‘s möglich, und schon oft ist IFAW schnell und unbürokratisch mit einer Spende eingesprungen.Trotzdem: Der Madeira-Sturmvogel gehört zu den seltensten Vögeln Europas. Mit 30 Brutpaaren steht er Rande der Ausrottung.
Walfangverbot und Rettungsstation für Mönchsrobben
Auf der zu Portugal gehörenden Insel Madeira soll ausgerechnet am Brutplatz von Europas seltenster Vogelart eine NATO-Radarstation errichtet werden. In einem Schreiben an den Verteidigungsminister hat der portugiesische BirdLife-Partner SPEA nun die Regierung aufgefordert, einen unproblematischeren Standort zu suchen oder das Vorhaben ganz aufzugeben.Das Verteidigungsministerium betonte, es gebe keinerlei Hinweise für eine Gefährdung der Sturmtaucher. SPEA und BirdLife dagegen verweisen neben unmittelbaren Störungen durch Bau und Betrieb der Anlage auch auf die Gefahr durch die Nachtbeleuchtung der Station. Studien bei anderen Sturmvogelarten zeigen, dass vor allem die Jungvögel sich von dem Licht angezogen fühlen und dann in großer Zahl mit den Gebäuden kollidieren.
Die einzige noch bekannte Kolonie des Madeira-Sturmvogels liegt im Naturschutzgebiet Pico do Areeiro im Zentrum Madeiras. Pico do Areeira ist als Besonderes Schutzgebiet (SPA) nach europäischen Naturschutzrecht ausgewiesen und gehört zum Schutzgebietsnetz "Natura 2000" der EU. Hier will die NATO in einer Höhe von 1800 Metern über dem Meer ihre Radarstation bauen. Das Hauptgebäude wird 20 Meter hoch, dazu kommen Radar- und Funkantennen. Entstehen soll eine großräumige 360-Grad-Rundumabdeckung mittels Stiftimpulstechnik und einer Radarfrequenz von einem bis vier Gigahertz. SPEA-Vorsitzende Helder Costa: "Die Radarstation droht damit praktisch zum letzten Sargnagel für den Sturmvogel zu werden. Es ist an der NATO und dem Verteidigungsministerium, die Unbedenklichkeit ihres Vorhabens nachzuweisen. Tun sie das nicht, darf die Station nicht gebaut werden."
Madeira ist viel mehr als ein Blumenparadies im Meer. Der portugiesisch-autonome Archipel im Atlantik mit seinen dazu gehörenden kleineren Inseln und Inselgruppen (Porto Santo, Desertas, Selvagens) ist vorbildlich im Natur- und Tierschutz. Die ersten Schutzprojekte im Vogelschutz reichen rund 30 Jahre zurück und sind auch heute noch erfolgreich. Autoritäten und Privatinitiativen setzten und setzen Zeichen. Eine mutige Regierung macht‘s möglich, und schon oft ist IFAW schnell und unbürokratisch mit einer Spende eingesprungen.
Zugegeben, auf einer Insel geht so etwas leichter, als auf dem Festland. Ausnahmen sind hier nicht die Regel. Einst als Armenhaus Europas bezeichnet, hat sich Madeira zu einem modernen Kleinod gemausert, mit florierendem aber verträglichem Tourismus der „gehobeneren“ Klasse. Die Natur ist dabei nicht auf der Strecke geblieben, sondern wurde zu einem vorbildlichen Aushängeschild.
Madeira und IFAW/GSM verbindet eine lange, überaus freundschaftliche Tradition, die vor etwa 30 Jahren begann und noch heute anhält. Hier die Projekte, die stets in Kooperation mit den Behörden laufen und ausnahmslos erfolgreich waren – und sind:
Beendigung des Pottwalfangs 1981/82 durch Antrag Deutschlands bei CITES, alle Pott-, Finn- und Seiwalen auf Anhang I zu listen – noch ohne Unterstützung durch IFAW. Vorschlag, nicht nur das Töten von Walen und Delfinen in den Hoheitsgewässern zu verbieten, sondern ein „Schutzgebiet für Meeressäugetiere“ zu gründen. IFAW stellte einen Betrag von DM 200 000,- (heute rund 102.000 Euros) zur Verfügung. Weltweite anerkennenswerte Beachtung durch die internationale Berichterstattung.
Mitinitiative und Förderung des neu entstandenen „Museo Da Baleia“ (Walmuseum) in dem ehemaligen Walfängerdorf Canical als Alternative zum Walfang.
Bis 1993, dem Tod des früheren Kommandanten der Walfangstation und späteren Museumsdirektors, Eleuterio Reis.
Renovierung des Museums und Ausstattung der Exponate mit dreisprachigen Texten. Erstellung einer Werbebroschüre. Beratung bei der Auswahl eines neuen Direktors (1997).
Ankauf von alternativer Fangtechnik für die Nationalpark Verwaltung, um vier Fischerboote aus dem zusätzlich zum Schutzgebiet für Meeressäugetiere ausgewiesenen Mönchsrobbenschutzgebiet der Desertas ausweisen zu können (1990).
Finanzierung einer Rettungsstation für Mönchsrobben auf Deserta Grande (1997).
Spende für die Anschaffung eines Hydrophons für den Direktor des Museo da Baleia für Forschung mit Walen und Delphinen.
Freistellung von Petra Deimer (im Foto neben den Walen) als Fachberaterin während der Dreharbeiten zu einer 45-minütigen TV-Dokumentation. „Wildhüter im Atlantik“ für das deutsche (N3) und portugiesische Fernsehen (1998).
Seit 1997 ist die inzwischen internationale GSM (Deutschland, Portugal, Dänemark, Schweden) auf Madeira auch offiziell vertreten. Kontaktpersonen sind der Direktor des Parque Natural, Henrique Costa Neves und Luis Freitas, Museo da Baleia. Somit ist stets für absolute Zuverlässigkeit für die Abwicklung der Projekt gesorgt und IFAW durch die „kleine Schwester GSM“ vor Ort präsent.
Petra Deimer zu Madeira News: „Meine Diplomarbeit an der Universität Hamburg (Hydrobiologie, Fischereiwissenschaft, Zoologie) führte mich vor fast 30 Jahren zur Walfangstation EBAM von Madeira. Das Thema meiner Arbeit: Vergleichende anatomische Untersuchung der rudimentären Beckenknochen der Pottwale. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, unbedingt über Wale zu arbeiten.