Das Gesundheitswesen in Portugal

Von Dennis Swing Greene


Ihre Rechte
Als das Sozialversicherungssystem in Portugal im Jahr 1962 gegründet wurde, lag die Lebenserwartung der Einwohner bei nur 66,8 Jahren. Im Jahr 2016 erreichte der nationale Durchschnitt 81,1 Jahre: 78,2 für Männer und 83,9 für Frauen. Früher hatte Portugal eine der höchsten Kindersterblichkeitsraten in Europa; heute ist dieser wichtige Gesundheitsindikator im Vergleich einer der niedrigsten. Von 190 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen steht das portugiesische Gesundheitssystem derzeit auf Platz 12 in der Liste der WHO, und zwar vor Holland, Großbritannien, Belgien, Irland und der Schweiz. Eine gute Gesundheitsversorgung macht einen großen Unterschied!


Das System baut auf drei Säulen auf; dies sind die allgemeine Krankenversicherung, dazu spezielle soziale Versicherungen für bestimmte Berufe (Gesundheits-Subsysteme) und die freiwillige private Krankenversicherung. Die allgemeine Krankenversicherung bietet eine universelle Abdeckung. Darüber hinaus werden etwa 25% der Bevölkerung von den Gesundheits-Subsystemen versorgt, 10% durch private Versicherungen und weitere 7% von Investmentfonds.
"A Caixa", wie die Krankenversicherung allgemein genannt wird, bietet die Gesundheitsversorgung für registrierte Personen und wird durch das Sozialversicherungssystem (SNS) finanziert. Ein privates Gesundheitssystem bietet ihren Patienten auch qualitativ hochwertige medizinische Dienstleistungen.
Eine medizinische Behandlung ist für jeden Bürger, der nach Portugal kommt, verfügbar, unabhängig davon, wo er ansässig ist. In der Tat ist das Gesundheitswesen in der Verfassung als Grundrecht verankert.
Eine der vielen Schwierigkeiten, mit denen Einwanderer nach Portugal konfrontiert sind, ist der Zugangs zur Gesundheitsversorgung.

Ich bin ein ausländischer Staatsangehöriger mit Wohnsitz in Portugal. Wenn ich krank bin, was sind meine Rechte und Pflichten?
Alle Einwohner haben das Recht und die Pflicht, ihre Gesundheit zu schützen. So hat auch jeder Einwanderer, der krank oder in Not ist, ein Recht auf medizinische Versorgung, entweder in einem Gesundheitszentrum oder (im Notfall) in einem Krankenhaus. Die Gesundheitsdienste dürfen die Behandlung nicht z.B. aufgrund der Nationalität, verweigern, auch nicht bei Mangel an wirtschaftlichen Mitteln oder rechtlichem Status.
Die Verfassung der portugiesischen Republik sieht vor, dass alle Bürger - darunter auch Ausländer - zur allgemeinen Gesundheitsversorgung berechtigt sind. Dieses Recht ist durch die Verordnung für Gesundheit Nr. 25 360/2001 geschützt.
Was soll ich tun, wenn mir eine medizinische Versorgung verweigert wird?
Sie sollten sich an das Bürgerbüro des Gesundheitszentrums oder des Krankenhauses wenden, oder alternativ das entsprechende Büro der Region. Sie können auch das Büro des Hohen Kommissars für Einwanderung und interkulturellen Dialogs für Einwanderer in der Generaldirektion für Gesundheit, das Gesundheitsministerium oder das Nationale Zentrum für Unterstützung ansprechen.

Wie ist die Situation für Ausländer, die keine Aufenthaltsgenehmigung oder ein Arbeitsvisum haben?
Auch diese Personen können auf die Dienste zugreifen, sofern sie im Gesundheitssystem in ihrem Heimatland registriert sind und eine Bescheinigung präsentieren können, dass sie sich bereits mehr als 90 Tage in Portugal aufhalten (Wohnsitzbescheinigung, ausgestellt von der Gemeinde in Portugal unter Artikel 34 des DL nº 135/99 vom 22. April).
Um die Wohnsitzbescheinigung zu erhalten, muss man zwei Zeugen produzieren, die den Aufenthalt bezeugen können; diese Zeugen können Nachbarn sein, aber auch der Besitzer der Herberge, wo man wohnt, oder ein Geschäftsinhaber, bei dem die Person regelmäßig einkauft . Man kann auch eine entsprechende Ehrenerklärung abgeben. Nachdem das Zertifikat vom Gemeinderat erteilt wird, sollte man zum Gesundheitszentrum gehen und sich dort registrieren lassen.
Was ist mit illegalen Minderjährigen ohne Aufenthaltsgenehmigung, deren Alter unterhalb des als Minimum gesetzlich vorgeschrieben Alters für einen Arbeitsvertrag ist?
Diese Kinder und Jugendlichen, die auf die Unterstützung ihrer Familien angewiesen sind, können auf das SNS zugreifen und haben die gleichen Rechte wie Minderjährige, die sich legal im portugiesischen Hoheitsgebiet aufhalten.
Kann ich den Gesundheits-Profis vertrauen?
Ja, ohne Zweifel. Die Gesundheitsexperten sind gut qualifiziert und engagiert. Sie sind auf das Berufsgeheimnis verpflichtet; alle Informationen, die Sie ihnen geben, werden vertraulich behandelt. Personen, die sich hier ohne Genehmigung aufhalten, brauchen keine Angst zu haben; sie sollten die Dienstleistungen in Anspruch nehmen, wann immer sie sie benötigen.
Wo bekomme ich eine Ausweiskarte für das System?
Die Ausweiskarte wird vom lokalen Gesundheitszentrum oder in der "Loja do Cidadão" (Bürgerbüro) ausgestellt.
Hinweis: Jede Person muss registriert und Inhaber einer solchen Karte sein.
Sollte ich eine private Krankenversicherung abschließen?
Wenn Sie eine private Krankenversicherung in Portugal haben möchten, sollten Sie eine Versicherungsgesellschaft wählen, die auch größere Rechnungen direkt an das Krankenhaus oder an die Ärzte bezahlt. Die meisten portugiesischen privaten Krankenversicherungen zahlen 100% der mit Krankenhausbehandlung und Spezialdienstleistungen in portugiesischen Krankenhäusern verbundenen Kosten. Allerdings decken die meisten nicht die Kosten der Hausärzte oder Medikamente ab, die nicht in einem Krankenhaus verschrieben wurden. Einige haben einen Maximalbetrag, der erstattet wird.


Wenn Sie den Arbeitgeber ändern oder sich entscheiden, Portugal zu verlassen, sollten Sie sicherstellen, dass Sie für den Übergang kontinuierliche Krankenversicherung haben. Wenn Sie und Ihre Familie durch eine Firmen-Krankenversicherung abgedeckt sind, wird diese wahrscheinlich ab dem letzten offiziellen Tag der Beschäftigung nicht mehr zahlen. Auch wenn Sie planen, Ihre Krankenkasse zu wechseln, sollten Sie sicherstellen, dass wichtige Vorteile nicht verloren gehen.

Welche Leistungen muss ich bezahlen?
Ausländer, die Beiträge zur Sozialversicherung leisten:
Im Allgemeinen wird Ausländern und ihren Familien, die Beiträge zur Sozialversicherung zahlen, die Gesundheitsversorgung unter den gleichen Bedingungen wie den portugiesischen Staatsangehörigen zur Verfügung gestellt. In Übereinstimmung mit der geltenden Gesetzgebung sind die Gesundheitsdienste kostenlos oder werden mit geringen Gebühren zur Verfügung gestellt, dies unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Versicherten. Die Bürger müssen in Übereinstimmung mit den geltenden Tarifen meistens eine Zuzahlung, auch bekannt als "Taxa Moderadora" leisten, und zwar für jede Beratung und Behandlung. Labortests, Röntgen und andere notwendige diagnostische Tests unterliegen ebenfalls den gesetzlich festgelegten Raten.
1.Die folgenden Personen sind befreit von Zuzahlungen:
• Kinder von der Geburt bis zum Alter von einschließlich 12 Jahren;
• junge Leute, für die Beratung in Jugendzentren, bei Beratung und Überwachung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit;
• schwangere Frauen;
• Frauen im Zeitraum bis zu von acht Wochen nach der Geburt;
• Frauen, die zur Familienplanungsberatung kommen;
• in einem Beschäftigungszentrum als arbeitslos registrierte Personen und deren Angehörige;
• Menschen, die aufgrund wirtschaftlicher Not staatliche Hilfe erhalten;
• Personen mit einer chronischen Krankheit, die von einem Arzt bescheinigt wurde.

2. Ausländer, die keine Beiträge zur Sozialversicherung leisten:
Ausländer, die keine Beiträge zur Sozialversicherung leisten, können zur Zahlung von Zuschüssen herangezogen werden, außer wenn:
• ein anderes Familienmitglied Beiträge leistet. In diesen Fällen unterliegen ausländische Staatsangehörige den gleichen Bedingungen wie portugiesische Staatsangehörige;
• wenn sie in wirtschaftliche Not sind. Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse müssen vom Amt für soziale Sicherheit überprüft werden. Der Antragsteller erhält dann ein Dokument, das im Gesundheitzentrum oder Krankenhaus vorgelegt werden muss;
• wenn sie Gesundheitsversorgung benötigen und ihre Krankheit eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellt. Dies betrifft


a. alle meldepflichtigen, ansteckenden Krankheiten (also z.B. Tuberkulose, HIV / AIDS und sexuell übertragbare Krankheiten);
b. Wenn es um die Gesundheit von Müttern und von Kindern geht und wenn Familienplanung involviert ist (für primäre, sekundäre und tertiäre Prävention);
c. Alle Impfungen (Impfstoffe, die im Nationalen Impfplan aufgeführt sind).


Portugal hat kein perfektes Gesundheitssystem, es bietet aber qualitativ hochwertige medizinische Dienstleistungen. Obendrein verfügen viele Ärzte über gute Englischkenntnisse, da die meisten Universitäten medizinische Lehrbücher in Englisch verwenden.
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Falls Sie ins Krankenhaus müssen

Wenn Sie im Falle einer plötzlichen Erkrankung auf Madeira medizinische Hilfe benötigen, scheuen Sie sich nicht, sich ins Krankenhaus Dr. Nélio Mendonça „Cruz de Carvalho“, das über eine gut organisierte Notfallversorgung verfügt, einweisen zu lassen. Wenn die Erkrankung schwerwiegender ist, bringen sie die Bombeiros mit dem Ambulanzwagen dort hin. In diesem oberhalb vom Hotel Pestana Carlton gelegenen Zentralkrankenhaus werden sie erstklassig versorgt. Dort gibt es eine gut ausgestattete Notfallambulanz, eine Intensivstation und Dialyse-Maschinen. Auch Operationen werden dort gemacht. Auf den Stationen arbeiten freundliche Schwestern und Pfleger. Das Zentralkrankenhaus verfügt unter dem Strich über die gleichen Fähigkeiten wie ein deutsches Krankenhaus. Den Ärzten dort kann man vertrauen. Einige von ihnen sprechen Englisch, wenige sogar Deutsch.  Mit einer Europäischen Krankenversicherung ist man auf der sicheren Seite und bleibt nicht auf den Kosten sitzen.


Sind Sie ausreichend krankenversichert?

18.10.2013

Einen guten Ratschlag für alle Madeiraurlauber. Schließen Sie vor Antritt der Reise eine separate Auslandskrankenversicherung ab, bzw. erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, ob sie eventuelle Kosten eines Arztbesuches oder eines Krankenhausaufenthalts übermimmt. Das gilt auch für Deutsche die ständig hier leben. Sonst kann es im Krankheitsfall sehr teuer werden. Ein Beispiel aus den letzten Tagen: Eine seit zwei Jahren auf Madeira lebende Frau musste wegen Verdacht auf Schlaganfall ins Krankenhaus. Der deutsche Arzt wie sie in eine Privatklinik, wo sie noch am gleichen Tag in die "Röhre" kam. Folgeuntersuchungen am nächsten Tag mit Darmspiegelung, Herzfunktionskontrolle nebst Thorax- und Bauchraum-CT schlossen sich an. Das Ergebnis auf der Rechnung: 1600,00 Euro inklusive Arzthonorare. Da die Frau dauerhaft im Ausland lebt, will  ihre deutsche Krankenkasse, für die sie über ihre Rente noch immer Beiträge zahlt, für die Kosten nicht aufkommen. Aber auch die mit der deutschen Kasse kooperierende portugiesische Gesundheitskasse sperrt sich - weil die Frau in einem privaten Krankenhaus war. Notfall hin, schnelle Behandlung her, die Frau bleibt auf den Kosten sitzen. Wäre die Frau direkt ins Zentralkrankenhaus gekommen, wären ihr die horrenden Kosten erspart geblieben. Der Rat von Madeira-News: Versichern Sie sich ausreichend - egal, ob Sie auf Madeira leben oder nur hier Urlaub machen.


Hafen von Funchal

Madeira Webcam

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